Es ist ein atemberaubendes Ereignis, wenn tausende und abertausende dieser anmutigen Vögel auf ihrem Weg in die Winterquartiere auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst Rast machen, sich auf Futtersuche begeben und sich auf die beschwerliche Reise in den Süden vorbereiten. Seine Brutplätze hat der Graue Kranich in den Sumpf- und Moorgebieten der einsamen Landschaften Skandinaviens, den Winter jedoch verbringt er vorzugsweise in Südfrankreich oder Spanien. Auf dem Weg dorthin macht er an verschiedenen Stellen Rast, einer der ersten Anlaufpunkte ist die Bock-Rügen-Region in Mecklenburg-Vorpommern. Auf seinem Rückweg zurück in die nördlichen Brutgebiete macht er hier noch einmal im März eine Rast.
In Groß Mohrdorf, etwa 14 Kilometer nordwestlich von der Hansestadt Stralsund entfernt, befindet sich das Kranichinformationszentrum. Seit 1996 betreuen der NABU, das WWF sowie die Umweltförderung der Lufthansa dieses Zentrum. Übrigens, der Kranich ist das Symboltier der Lufthansa und befindet sich auf jedem Lufthansa-Flugzeug. Das Zentrum ist zugleich Ausstellungsort, Informationsort und Stützpunkt, um die zahlreichen Schutzmaßnahmen für den Großvogel zu koordinieren. Eine Dauerausstellung zeigt verschiedene Präparate. Schautafeln wie moderne audiovisuelle Medien informieren den Besucher über diese faszinierenden Tiere. Wussten Sie schon, dass Kranichen in fast allen Kulturen der Welt wundersame Eigenschaften zugeschrieben werden? In China und Japan symbolisiert er Langlebigkeit und Glück, die europäischen Völker schrieben ihm Wachsamkeit und Klugheit zu. Wachsam muss der Kranich auch sein: Lange Zeit wurde er v.a. von Bauern gejagt, die um ihre Ernte bzw.
ihr Saatgut fürchteten. Dank gezielter Schutzmaßnahmen haben sich seine Bestände jedoch wieder erholt, so dass er im Moment nicht mehr zu den bedrohten Arten gezählt wird. Eine dieser Schutzmaßnahmen können Sie im Kranich Utkiek in Hohendorf (zwischen Stralsund und Barth gelegen) beobachten. Dort wird den Tieren an speziellen Futterplätzen Mais oder Getreide angeboten, damit sie die Felder der Landwirte nicht verwüsten. Hier kommen Sie den imposanten Vögeln besonders nahe und können mit ein bisschen Glück einen tiefen Einblick in ihr Leben und ihr Sozialverhalten nehmen.
Auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst können Kraniche vor allem um Zingst herum gut beobachtet werden. Westlich von Zingst befindet sich am Boddendeich ein solcher Beobachtungsplatz, der auch über einen Parkplatz und Zugänge für Rollstuhlfahrer verfügt. Nach Pramort, ebenfalls bei Zingst, gelangt man jedoch nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Pferdekutsche. Spezielle Beobachtungsplattformen und –hütten wurden hier aufgestellt, um den Besuchern einen möglichst intensiven Eindruck verschaffen zu können, aber auch um die Vögel vor Störungen zu schützen. Kraniche sind sehr scheue Tiere, weshalb es bei der Kranichbeobachtung einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten gilt. Jedes unnötige Aufschrecken raubt den empfindlichen Tieren wertvolle Kraft für den langen Zug in den Süden. Zunächst ist es wichtig, sich ruhig und leise zu verhalten.
Kraniche verfügen über ein hervorragendes Gehör. Hunde dürfen in der Nähe der Rastplätze nicht frei herumlaufen und auch nicht bellen. Sie werden von den Kranichen als Gefahr angesehen. Und schließlich: Vergessen Sie das Fernglas nicht! Wir wünschen Ihnen viel Spaß!